PRESSESPIEGEL

 

aus: Südwest Presse vom 16.09.2006, S. 22

GÄSTEFÜHRER (7)  / Nicole Bergdolt zeigt Kindern lebendige Natur

Kleine Wunder in Wiese und Fluss
Ein Familienspaziergang an der Günz, bei dem “Piraten” allerlei entdecken können

Piraten leben auf Schiffen und stehlen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Kinder wissen das aus dem Fernsehen. Dass es auch Flusspiraten gibt, die statt Gold zu stehlen Schätze in der Natur entdecken, können Eltern und Kinder an der Günz in Ichenhausen lernen.

von: UTE HEIDBRINK

ICHENHAUSEN. Was da kurz vor 15 Uhr auf einem Parkplatz am Ichenhauser Ortsrand aus den Autos purzelt, sind ganz normale Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Wenige Minuten später und ein paar Meter weiter einen steilen Waldpfad hinunter hat sich das knappe Dutzend Kinder in eine Horde Flusspiraten mit Bart und Kopftuch, Augenklappe und Ohrring verwandelt. “Cool” finden sie das, als sie sich gegenseitig begutachten.


                Erstaunlich, was es in einem kleinen Fluss wie der Günz alles zu finden und
                zu fangen gibt! Nils und Marie zeigen voller Stolz der Gästeführerin
                Nicole Bergdolt ihre Schätze.                           FOTO: MATTHIAS KESSLER

Trotzdem gibt es einen Unterschied zu den echten Piraten aus dem Fernsehen, stellt Nils (5) fest: “Die haben nie Gummistiefel an.” Dass sie ihre Stiefel brauchen, werden die Kinder gegen Ende des “Familienspaziergangs” merken.
“Flusspiraten unterwegs” heißt der knapp dreistündige Spaziergang, den die Diplom-Biologin Nicole Bergdolt für Erwachsene mit Kindern bis zwölf Jahren anbietet. Einen Klebestreifen mit seinem Namen bekommt jedes Kind auf die Brust, dann erklärt die junge Frau, den Weg: “Wir laufen jetzt über die Wiese und gucken mal, was wir da so alles finden.” Marie mit ihren vier Jahren erklärt den anderen, alle müssten “auch ganz leise sein und horchen”. Das Horchen wird gleich geübt. Jeder Teilnehmer, Kinder wie Eltern, bekommt ein Döschen mit Inhalt. Jeweils vier hören sich beim Schütteln gleich an, ihre “Besitzer” bilden ein Team. Dann zieht die Gruppe los, vorbei an einem kleinen Gewässer (“Schau mal, da ist ein Wasserfall”, ruft eines der Kinder) und dann vorsichtig über Bahngleise. Am Wegrand finden die Kinder Raupen und verschieden blühende Pflanzen wie wilden Majoran oder Mädesüß. Unter einer Esche entdeckt Johannes winzige Zapfen, die vom Baum gefallen sind. Florian (3) aus Sebnitz (Sachsen), mit seinen Eltern gerade in Ferien auf einem Bauernhof in der Nähe, freut sich über ein paar Schmetterlinge.
Am anderen Ende der Wiese packt Nicole Bergdolt eine große Dose aus ihrem Rucksack. Inhalt: verschiedene Schnecken - winzige und große, mit und ohne Haus. Marie greift sich eine Weinbergschnecke. “Die heißt Schnucki”, verkündet sie. “Die gehört jetzt mir.” Florian findet einen Bagger am Wegrand sehr viel interessanter und ist im Nu hinaufgeklettert. Sein Vater holt ihn wieder runter, dreht sich um - schon ist der kleine Kerl wieder oben. Nicole Bergdolt erklärt, wie sich Schnecken bewegen, dass sie Augen auf ihren großen Fühlern haben und bei Gefahr Schaum produzieren - und dass es in Afrika Riesenschnecken gibt, die bis zu 30 Zentimeter lang werden.
Die nächste “Station” liegt bei einer Holzbrücke über die Günz. Auf der Böschung steht eine dicke Weide; die Rinde ist dicht über dem Boden beschädigt. “Wie kommt`s?”, fragt Nicole Bergdolt. Die zehnjährige Verena weiß Bescheid: “Das war ein Biber.” Die Kinder zählen auf, was sie über den Biber wissen: Er ist ein Nagetier. Er ist selten zu sehen, weil er tagsüber schläft. Er frisst Bäume. Letzteres korrigiert die Biologin prompt. Biber nagen Bäume an, wenn sie Hunger haben und in Wiesen und Feldern sonst nichts zu fressen finden. Im Übrigen sind Biber “die größten Nagetiere Europas” und für Menschen und andere Tiere ungefährlich.

Fische, Krebse, Larven

Dann geht`s über den Fluss. Auf einer Kiesbank im flachen Wasser zeigt sich der Wert der Gummistiefel, denn dort wird gekeschert. Jedes Kind bekommt ein kleines buntes Netz und darf damit im Wasser herumfischen. Was in den Netzen hängen bleibt, wird anschließend durch eine Becherlupe begutachtet: kleine Fische, Bachflohkrebse, Köcherfliegenlarven - die Kinder sind fasziniert. Aus Rinden und Holzstücken dürfen sie ganz zum Schluss kleine Boote bauen und sie dann auf dem Fluss schwimmen lassen.

Gästeführer-Serie

Über das Jahr verteilt stellen wir geführte Touren in Ulm, Neu-Ulm, den Landkreisen Alb-Donau und Neu-Ulm sowie angrenzenden Gebieten in den Kreisen Günzburg, Heidenheim und Donau-Ries vor. 58 Männer und Frauen ließen sich vergangenen Sommer zum Natur- und Kultur-Gästeführer für das Schwäbische Donautal ausbilden und bieten ihre Touren dieses Jahr zum ersten Mal an. Die vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderte Ausbildung organisierte der Verein Donautal aktiv in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Neu-Ulm und der Tourismusförderung Günzburg. Buchen lassen sich die Touren über die Zentrale, Tel. (07300) 92 29 99, oder übers Internet: www.gaestsfuehrer-schwaebisches-donautal.de

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Nicole Bergdolt  Feursstr. 60a   82140 Olching     Tel.: 08142-3055891     info@naturprojekte.com